So ein Stress!

Warum deine Katze überreagiert

Und warum du etwas dagegen tun solltest
Ich sitze in einem Beratungsgespräch. Die Kundin erzählt mir von ihrer Katze, die seit Neustem Verhaltensauffälligkeiten zeigt und sich seit Monaten immer mehr zurückzieht. Ich gebe meine fachliche Einschätzung und komme auf das Thema „Stress“ zu sprechen. Die Kundin ist empört: „Stress? Meine Katze hat keinen Stress! Sie lebt in einem riesigen Haus, wir haben nie Besuch und sind immer möglichst leise. Sie hat Angst aber keinen Stress!“
Was bedeutet Stress?

Stress ist eine körperliche und psychische Reaktion auf eine Situation, die als nicht bewältigbar wahrgenommen wird.

Lass uns diese Definition genauer betrachten. Es gibt Stressauslöser bei Katzen, genauso wie bei uns Menschen. Diese Stressauslöser sind bei keinem Lebewesen gleich. Häufige Stressauslöser bei Katzen sind:

  • Laute Geräusche
  • Fremde Katzen oder Katzen in Mobbingsituationen
  • Besuch, Türeklingeln
  • Tierarztbesuche oder

Die Liste ist lang. Manche Katzen sind die Ruhe selbst, während andere bei jeder Kleinigkeit die Flucht ergreifen. Wie die jeweilige Katze reagiert – und vor allem auf was sie reagiert – ist sehr individuell. Denn jedes Lebewesen, egal ob Maus, Katze oder Mensch, nimmt Situationen anders wahr.

Stell dir vor, du bist auf dem Heimweg von der Arbeit und plötzlich stehst du im Stau. Vielleicht stehst du unter Zeitdruck, musst deine Kinder abholen oder hast an dem Tag noch einen wichtigen Termin. Das ist ärgerlich, oder? Vielleicht fängt es an in dir zu köcheln, du wirst unruhig und fluchst vor dich hin. Du wirfst einen Blick in den Rückspiegel. Dort siehst du die Person im Auto hinter dir. Diese Person lehnt sich entspannt zurück, dreht ihre Lieblingsmusik auf und singt fröhlich mit. Vielleicht hat diese Person extra Zeit eingeplant, da sie mit einem Stau gerechnet hat. Oder sie genießt die Zeit, die sie endlich für sich hat und schaltet auf den Podcast, den sie seit Wochen zu Ende hören wollte.

Ihr erlebt beide die gleiche Situation – ihr steckt im Stau fest. Aber eure Wahrnehmung unterscheidet sich komplett. Während du unruhig und nervös wirst, genießt die Person hinter dir ein paar ruhige Minuten.

Genauso kann sich die Wahrnehmung unserer Katzen unterscheiden. Wie wir oder unsere Katzen auf Situationen reagieren, ist abhängig davon, was wir bisher erlernt und erlebt haben. Denn körperliche und emotionale Reaktionen sind erlernt. Und das ist gut so! Stell dir mal vor, wir würden nie aus Situationen lernen. Wir würden weiterhin auf die heiße Herdplatte fassen, wildfremden Menschen am Telefon unsere Passwörter geben oder wieder diese komisch riechende Milch trinken.

Katzen haben ein ähnliches Lernverhalten und sind von Natur aus vorsichtiger. Denn in freier Wildbahn sind sie nicht nur begnadete Jäger, sondern gleichzeitig Beute für größere Raubtiere. Um überleben zu können, müssen sie auf der Hut sein. Stress hilft ihnen dabei, denn:

Stress findet nicht nur im Kopf statt, sondern löst körperliche Reaktionen aus

Stress bringt den Katzenkörper in Alarmbereitschaft. Die Sinne sind geschärft und die Katze ist zum Absprung oder zum Kampf bereit. Aber warum ist das bei unseren Hauskatzen noch so? Es lauern doch keine Gefahren!

Aus Menschensicht nicht. Wir nehmen unser Zuhause als sicheren Hafen wahr. Der Ort, an dem wir uns wohlfühlen und sicher sind. Unser Rückzugsort, wenn die Welt dort draußen zu viel wird. Der Ort, an dem oft alles gleichbleibt.


In diesen sicheren 4 Wänden lebt auch unsere Hauskatze.
Tagein, tagaus erlebt sie gleichbleibende Tagesabläufe, unveränderte Räume, mehrere Stunden absolute Ruhe und keine Aufregung. Da sollte es ihr doch gut gehen, oder?


Viele Haus- und Wohnungskatzen verbringen die Zeit in der gewohnten und unveränderten Umgebung und – plötzlich – klingelt die Tür! Oder sie muss plötzlich zum Tierarzt, wird in eine kleine, enge Kiste gepackt und hört die lauten Motorgeräusche des Autos. Dann piekst sie noch eine fremde Person, die nach Stress der vorherigen Tiere riecht. Oder sie ist schlicht und einfach von kleinsten Alltagsgeräuschen komplett überfordert.

Stressauslöser komplett aus dem Alltag zu streichen ist weder möglich noch sinnvoll. Bei manchen Katzen können kleinste Bewegungen oder Geräusche Stressreaktionen auslösen. Der einzige Weg, um unsere gestresste Katze langfristig zu unterstützen, ist der Aufbau eines gesunden Stresssystems. Die Katze darf lernen zu verstehen, dass sie in Sicherheit ist. Sie darf Vertrauen fassen, sich an ihrer geliebten Bezugsperson orientieren und ihre Anspannung verlieren

„Meine Katze ist halt so“

Stress ist nicht ungefährlich. Katzen unter Dauerstress neigen zu Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten. Wenn das Stresssystem häufiger aktiv ist als das „Entspannungssystem“, kann sich der Körper weniger regenerieren und die normalen Körperfunktionen fortführen. Ein Leben mit übermäßigen Stressreaktionen bedeutet deshalb ein gesundheitliches Risiko für unsere Katzen.

Deshalb ist es wichtig, Stressanzeichen nicht zu ignorieren oder einfach so hinzunehmen. Denn du kannst etwas tun, um das Leben deiner Katze zu bereichern.

Du wünscht dir ein entspanntes Zusammenleben für dich und deinen Stubentiger? Lass dich unverbindlich beraten, wie du das Leben deiner Katze optimal gestalten kannst!


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